SMASH
Es gibt wahrscheinlich nur zwei Sorten von Künstlern. Drei vielleicht, wenn man jene hinzu nimmt, die glauben, sie seien es. Von den zwei ist die eine Sorte so, dass sie einst ihr Thema gefunden hat, irgendetwas, das den Fähigkeiten ihrer Kreativität und denen ihres Handwerkes entsprach, und das ausser ihnen noch ein paar andere Leute interessierte. Ihre Kunst beruht darin, sie ihre ganze Schaffensperiode hindurch nur zu variieren, aber nicht, in eine neue Dimension weiterzuentwickeln. Und dann gibt es die Künstler, die ruhelose Suchende in der Welt und in sich selber sind, die erschaffen und das Erschaffene danach hinter sich lassen, egal, ob sie dafür Applaus erhielten oder Abneigung. Es sind Künstler, denen das Ich stets ein Kontinent ist, den sie ein Leben lang entdeckend durchschreiten, mal leicht, mal schweren Schrittes, im Gepäck all die hinter ihnen liegenden Wege und Landschaften voller Pracht und Ödnis, und vor sich das ungewisse Unentdeckte, das sie sich zu eigen machen wollen.
Adrian Falkner ist so einer. Er begann mit Sprayen und schuf als Smash137 Graffities, die so unverwechselbar waren wie innere Landschaften auf der Bühne des Äusseren. Er brachte die Graffities von Mauern auf Leinwände. Später reduzierte er die Hieroglyphen immer mehr und erweiterte ihre Bedeutung. Dann musste er weiter. Zwei Jahre lang war er auf der Suche, und das Problem war, dass er sich vom Formalen, dem Hieroglyphischen des Sprayens, lösen wollte, die Lösung aber im Formalen suchte. Nach zwei Jahren merkte er, dass zwischen Tisch und Bank ein ganzes Universum voller Freiheit liegt. Falkner entdeckte den Kreis, die Urmutter aller Formen und das Symbol der Unendlichkeit, er spielte mit ihm, variierte ihn, und, es mal seltsam klingen, er gab ihm Form und Charakter. Dann liess er auch den Kreis hinter sich.
Adrian Falkner zu sein, ist ein unermüdlicher Dekonstruktionsprozess mit progressivem Wiederaufbau. Die dritte Dekonstruktionsphase seiner Kunst ist gerade abgeschlossen, und er befindet sich im Aufbau einer neuen Ausdrucksweise, die er in ein paar Jahren erneut hinter sich lassen wird.
Michael Bahnerth
Smash
There are probably only two types of artists. Maybe three, if you include those who believe they are artists. Of the two, one type finds their theme early on—something that aligns with their creative abilities and craftsmanship and interests a few others besides themselves. Their art lies in varying this theme throughout their career without developing it into a new dimension. And then there are the artists who are restless seekers in the world and within themselves. They create and then leave their creations behind, regardless of whether they receive applause or aversion. These artists view the self as a continent they traverse throughout their lives, sometimes with ease, sometimes with difficulty, carrying the paths and landscapes of beauty and desolation they've left behind, and facing the uncertain and undiscovered ahead, which they aim to make their own.
Adrian Falkner is one of these artists. He began with spray painting and, as Smash137, created graffiti that were as distinctive as inner landscapes displayed on the exterior stage. He transferred graffiti from walls to canvases. Later, he increasingly reduced the hieroglyphs and expanded their meaning. Then he had to move on. For two years, he was searching, grappling with the problem of wanting to break away from the formal, hieroglyphic nature of spray painting while still seeking the solution within formality. After two years, he realized that an entire universe of freedom lies between a table and a bench. Falkner discovered the circle, the primal mother of all forms and the symbol of infinity. He played with it, varied it, and, as strange as it may sound, gave it form and character. Then he left the circle behind as well.
Being Adrian Falkner means undergoing an unrelenting process of deconstruction with progressive reconstruction. He has just completed the third phase of deconstruction in his art and is currently building a new form of expression, which he will leave behind again in a few years.
Michael Bahnerth